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Die Hochhausspringerin, Julia von Lucadou, Hanser Verlag
Kein Buch über Selbstmörder - Julia von Lucadou denkt unseren heutigen vernetzten digitalen Alltag konsequent weiter und führt den Leser in einen großstädtischen Überwachungsstaat in dem Hochhausspringer die Castinghelden der Zukunft sind, sich in Spezialanzügen kunstvoll von den Hochhäusern der Ballungszentren werfen, dabei verehrt werden wie Popstars und mit Sponsoren versorgt werden wie Formel 1 Fahrer.
In dieser eiskalten Zukunft eines sterilen Überwachungsstaates von Autorin Julia von Lucadou wird die bislang perfekte Hochhausspringerin Riva - aktuell streikend - von ihren Investoren rund um die Uhr überwacht, um Hebel zu finden, das Idol wieder zum Springen zu bewegen. In einer effizient von Menschlichkeit bereinigten Klassengesellschaft soll die Geld- und Werbemaschine Riva einfach wieder funktionieren, koste es was es wolle.
Es kostet einige Grundrechte.
Sie werden den Fitnesstracker an Ihrem Arm nach diesem bedrückend nüchternen Roman über einen technisierten Überwachungsstaat mit anderen Augen sehen, ebenso die nervenden Feedbackgespräche mit Ihrem Vorgesetzten oder die Algorithmus gesteuerte Partnersuche. Leistung ist eben nicht alles in der Leistungsgesellschaft.
Der Roman, eine perfekte Selbstoptimierungsdystopie, lässt seine Leser ahnen mit welcher Geschwindigkeit sich unser Alltag in eine von allen ethischen Grenzen befreite Welt digital gestützter Kontrollfürsorge verwandeln. wird, wenn wir nichts dagegen unternehmen.
Julia von Lucadou wurde 1982 in Heidelberg geboren und ist promovierte Filmwissenschaftlerin. Sie arbeitete als Regieassistentin, Redakteurin beim Fernsehen und als Simulationspatientin.
Erschienen 2018 | 288 Seiten, fester Einband | ISBN 978-3-446-26039-9
Bilder: Privat
10.2018